Deutsches Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE)

Titel: Rottendorf-Symposium "Natur als Grenze der Freiheit? Ethische Fragen des Menschen im Umgang mit sich selbst"

Termin: 30.6.2017, 9:00 Uhr, bis 1.7.2017, 13:00 Uhr

Veranstaltungsort:
Aula der Hochschule für Philosophie
Kaulbachstraße 31
München

Referenten: Eingeladen zu diskutieren sind (in alphabetischer Reihenfolge): Prof. Dr. Jens Clausen (Freiburg i.Br.), PD Dr. Jessica Heesen (Karlsruhe und Tübingen), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otfried Höffe (Tübingen), Prof. Dr. Angela Kallhoff (Wien), Prof. Dr. mult. Nikolaus Knoepffler (Jena), Dr. Tobias Müller (München), Prof. Dr. Theda Rehbock (Dresden), Prof. Dr. Andreas Trampota (München).

Weitere Informationen:
https://www.hfph.de/forschung/drittmittelprojekte/rottendorf-projekt/p ...

Kurzbeschreibung: Spätestens seit Beginn der Neuzeit gilt die Berufung auf die „Natur des Menschen“ als feste normative Bezugsgröße in ethischen Fragen als problematisch und hat deshalb sukzessive an Bedeutung verloren. Ein typischer Vertreter eines Freiheitsdenkens, das zur Überwindung der natürlichen Grenzen aufruft, die dem Menschen durch seine (tatsächliche oder vermeintliche) Natur gesetzt sind, ist John Stuart Mill. Bei ihm wird aus der Überwindung der Natur eine Verpflichtung.

Andererseits häufen sich – gerade auch im Hinblick auf aktuelle bioethische Herausforderungen, aber nicht nur in diesem Kontext – die Stimmen, die eine Rückbesinnung auf anthropologische Fragen fordern, weil man ohne sie nicht zu substanziellen Antworten auf drängende ethische Fragen kommt. Einer der prominentesten Vertreter dieser Gruppe ist Jürgen Habermas mit seinem Plädoyer für eine Gattungsethik in Die Zukunft der menschlichen Natur. Diese Form von Ethik verfolgt das Ziel, der Selbstveränderung der menschlichen Gattung Grenzen zu ziehen, die in einem gattungsethischen Selbstverständnis des Menschen begründet sind. Damit antwortet er auf biotechnologische Entwicklungen (etwa im Bereich der Genetik und der Reproduktionsmedizin), die eine Technisierung der menschlichen Natur ermöglichen. In ihnen sieht er eine potenzielle Gefährdung des humanen Selbstbildes, und er fordert deshalb: „Was durch Wissenschaft technisch disponibel geworden ist, soll durch moralische Kontrolle normativ wieder unverfügbar gemacht werden.“ Damit schließt er sich dem Rechtswissenschaftler und politischen Soziologen Wolfgang van der Daele an, der von einer „Moralisierung der menschlichen Natur“ spricht und damit die Forderung verbindet, dass die Achtung vor dieser Natur über die Selbstbestimmung des menschlichen Handelns gesetzt wird.

Beim Rottendorf-Symposium 2017 soll es um diesen Bezug auf die „menschliche Natur“ gehen und um die Frage, welches ethisch-normative Potenzial in ihm steckt. Weil diese Thematik einerseits die philosophische Grundlagenreflexion betrifft, in der das Verhältnis von Natur und Freiheit ein ganz zentrales Thema ist, weil sie andererseits aber auch im Bereich der angewandten Ethik (Medienethik, Entwicklungsethik, Medizinethik ...) eine maßgebliche Rolle spielt, werden beide Aspekte thematisiert.

Kontakt: Rottendorf-Projekt
an der Hochschule für Philosophie
Kaulbachstraße 31a
80539 München
Tel.: +49 (0)89 23 86-23 39
Fax: +49 (0)89 23 86-23 52
rottendorf@hfph.de
http://www.hfph.de/rottendorf/

Schlagworte: Eugenik/Enhancement, Fortpflanzungsmedizin, Hirnforschung

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