Deutsches Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE)

Titel: Vortragsreihe: Aktuelle Herausforderungen der modernen Medizin: "Was ist Gesundheit: Gibt es „gesundes“ Verhalten in der Erkrankung?"

Beginn: 19.2.2018, 18:30 -20:30 Uhr

Veranstaltungsort:
Evangelische Akademie Frankfurt
Panoramasaal, Römerberg 9
60311 Frankfurt am Main

Referenten: Dipl. Psych. Claudia Gutmann, Leitung Psychoonkologie, Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt am Main

Weitere Informationen:
http://www.evangelische-akademie.de/kalender/was-ist-gesundheit-gibt-e ...

Kurzbeschreibung: Stehen wir vor einem Umbruch? Neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten erwecken derzeit hohe Erwartungen an eine individuell wirksame und verlässlich kalkulierbare Therapie. "Personalisierte Medizin" lautet das Schlagwort mit dem Versprechen, durch Biomarker-bezogene Therapiekonzepte optimale Behandlungsergebnisse im Einzelfall erzielen zu können. Parallel werden Gedanken zur Krankheitsbedrohung und zur existenziellen Sorge im Arzt-Patienten-Gespräch häufig vermieden – und zwar von beiden Seiten. Die ärztliche Verantwortung zieht sich zunehmend zurück auf die Bereitstellung von datenbezogenen Therapiealgorithmen; Existenzängste werden nicht angesprochen.

Doch jedes Krankheitsgeschehen führt dem Menschen auch seine Zerbrechlichkeit, Machtlosigkeit und Endlichkeit vor Augen. Ob die damit verbundenen Sorgen der individuellen Patientinnen und Patienten in das Arzt-Patienten-Gespräch gehören und hier ggf. aktiv adressiert werden sollten, ist in Fachkreisen umstritten und wird in der Praxis höchst unterschiedlich gehandhabt. "Personalisierte Medizin" kann jedoch nur dann ihrem Namen gerecht werden, wenn neben molekularbiologischen Krankheitscharakteristika auch die persönlichen Wertvorstellungen im Einzelfall berücksichtigt werden. Dazu bedarf es einer Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den existenziellen Fragen menschlichen Lebens.

Die Vortragsreihe greift auf den kulturellen Schatz geschichtlicher, philosophischer, künstlerischer, spiritueller und ethischer Erkenntnisse zurück und lässt ausgewählte Beispiele zu Wort kommen. Vorstellungen von der Antike bis zur Gegenwart zum Hoffnungsbegriff, sowie Leiden und Ängsten mit Demut und Akzeptanz zu begegnen, sollen der heutigen Erwartung auf Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit entgegen gesetzt werden. Wir hoffen mit den Vorträgen eine Diskussion in Gang zu setzen, die die herausragenden Behandlungsmöglichkeiten der heutigen "personalisierten Medizin" um Grundfragen der menschlichen Existenz und der Hoffnung ergänzt.


Zum Thema

Intuitiv haben wir alle eine Vorstellung von Gesundheit: etwa die Abwesenheit von Krankheit, Schmerz und Leid. Doch ist ein Mensch "gesund", der sich gesund fühlt, aber eine noch unentdeckte Krankheit in sich trägt? Und ist ein Mensch "krank", der sich große Sorgen um seinen Gesundheitszustand macht und alle Möglichkeiten medizinischer Großgeräte für sich einfordert, bei dem jedoch gar keine Erkrankung diagnostiziert wird?

Während das 19. Jahrhundert von der Frage geprägt war, warum ein Mensch erkrankt, ist im 20. Jahrhundert eine veränderte Fragestellung hinzugekommen: Was hält den Menschen eigentlich gesund und schützt ihn davor, ständig krank zu werden? Und warum gelingt es manchen Patienten, mit schweren Erkrankungen besser damit umzugehen als anderen? Lässt sich die "Resillienz", d.h. die individuelle Fähigkeit, mit Krisen umzugehen, auch lernen? Die Psychoonkologie leistet hierzu wichtige Beiträge und unterstützt Patienten und Angehörige sowie das therapeutische Team u.a. bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage: Gibt es ein "gesundes" Verhalten in der Krankheit?

Kontakt: Marina Kallis
Stiftung Hospital zum Heiligen Geist
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbacher Hohl 2 – 26
60488 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 76 01-4542
kallis.marina@khnw.de
http://www.stiftung-hospital-zum-heiligen-geist.de/

Schlagworte: Gesundheitswesen, Krankheit

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