Titel: 22. Workshop des Arbeitskreises "Medizin und Theologie" zum Thema: "Wer heilt, hat die Wahrheit?" Alternative Behandlungsmethoden und Wahrheitsansprüche in der Medizin
Termin:
28.1.2022
bis 29.1.2022
Veranstaltungsort:
Seminarraum 'Alte Kapelle'
Institut für Ethik und Recht in der Medizin
Campus der Universität Wien (Altes AKH)
Spitalgasse 2-4, Hof 2.8
1090 Wien
Weitere Informationen:
https://ierm.univie.ac.at/veranstaltungen/
Kurzbeschreibung:
Die jüngsten Diskussionen und Entscheidungen von medizinischen Universitäten, z.B. Homöopathie nicht mehr als Studienfach anzubieten, zeigen eines deutlich: Im klassischen Medizin- und Gesundheitswesen setzt sich eine naturwissenschaftliche Perspektive auf Wahrheit und Wirksamkeit durch. Wahr ist, was wiederholbar, nachprüfbar ist und im Sinne von ‚evidence based medicine‘ auf Studien, die spezifischen Qualitätskriterien genügen müssen, basiert. Gleichzeitig sind mit Psychosomatik, Psychoonkologie, Spiritual Care oder Palliative Care Bereiche medizinischer Versorgung etabliert, in denen diese Evidenz nicht allein Handlungsgrundlage ist und Therapien über die Fokussierung auf das Physische hinaus gehen. Nicht zuletzt im Verlauf der Covid19-Pandemie hat sich gezeigt, dass medizinische Evidenzen eine Zwischenbilanz des aktuellen Wissens und der verfügbaren Möglichkeiten darstellen, vorläufig sind und jederzeit wieder ergänzt und auch falsifiziert werden können. Dabei ist zu fragen: Welche Dimensionen und Erfahrungsbezüge werden bei der Wissensproduktion ausgeblendet? Wie überprüfen alternative Behandlungsmethoden ihre Wirksamkeit und wie denken sie über Behandlungserfolg/Misserfolg nach? Ohne Zweifel sieht auch die universitäre Medizin Behandlung und Therapie als ein dialogisch-kommunikatives Setting. Korrekte Information über Wirkung und Nutzen ist ein zentraler Baustein der informierten Einwilligung; gelingende, vertrauensstiftende Entscheidungsprozesse sind ein Beziehungsgeschehen, in dem ein/e Partner*in meist sehr verletzlich ist. Hier ist die faktische Wahrheit nur ein Baustein unter anderen: Zentrale Aspekte sind ebenso Kommunikation auf Augenhöhe, Verständlichkeit sowie wechselseitige Empathie und Selbstreflexion. Da in Wahrheitsdiskursen stets auch Machtfragen mit verhandelt werden, könnte die Gretchenfrage 2.0 lauten: „Wie hältst Du’s mit Wahrheit und Macht in der Medizin?“
Das 21. Treffen des AK Medizin und Theologie möchte die Debatte zwischen universitärer Medizin und alternativen Behandlungsmethoden im bewährten interdisziplinären Setting aufgreifen. Da ja als Dialogpartner u.a. Theologie und Philosophie eingeladen sind, können auch Erfahrungen aus anderen Diskursen in Analogie einbezogen werden, z.B. Wahrheitsansprüche religiöser Aussagen und Relevanzverlust der Kirchen oder die boomende Nachfrage nach Ethik in den Schulen. Der AK bietet ausdrücklich einen Raum, gerade auch um neue Ideen auszuprobieren und vorzustellen. Der AK Medizin und Theologie lädt NachwuchswissenschaftlerInnen aus den Disziplinen Medizin und Theologie sowie Philosophie/Ethik, Pflegewissenschaften, Sozialwissenschaften und angrenzenden Disziplinen ein, ein Abstract in diesem Themenbereich bis zum 01. November 2020 (1 Seite A4) einzureichen. Ziel des AK Medizin und Theologie ist es, zu dem gewählten thematischen Schwerpunkt aktuelle Forschungs- und Qualifizierungsarbeiten und Vorhaben einem kleinen Kreis vorzustellen und intensiv zu diskutieren.
Kontakt:
Stefan Dinges
Institut für Ethik und Recht in der Medizin
Spitalgasse 2-4, Hof 2.8
A-1090 Wien
stefan.dinges@univie.ac.at
Schlagworte:
Medizinische Ethik