Titel: Praxis-Workshop: Abschiedsrituale im klinischen Alltag – Selbstfürsorge angesichts des Todes
Beginn:
19.5.2022
Veranstaltungsort:
Der Tod ist fester Bestandteil des klinischen Alltags. Doch trotz seiner Allgegenwärtigkeit scheint er in der heutigen Medizin und Pflege keinen rechten Platz zu finden. Die moderne Medizin fokussiert die Lebensrettung, und Medizin sowie Pflege sind in ständiger Zeitnot, was einem stillen Innehalten, um etwa dem Tod und der Toten zu gedenken, zuwiderläuft. Unter diesen Bedingungen von verstorbenen Patienten Abschied zu nehmen, ist speziell auch für das klinische Team herausfordernd. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern ein fehlender Abschied in der klinischen Praxis weder den Toten noch den Lebenden gerecht wird. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Psychohygiene und der Selbstfürsorge, die ärztlicherseits in der Deklaration von Genf explizit hervorgehoben („Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten“) und von Seiten des Pflegefachpersonals im ICN-Kodex (2021: 13) benannt wird („Pflegefachpersonen wertschätzen ihre eigene Würde, ihr Wohlbefinden und ihre eigene Gesundheit“), ist hier über einen heilsamen Umgang mit dem Sterben und über eine Abschiedskultur neu nachzudenken.
In Form eines virtuellen Praxis-Workshops soll daher bestehenden und möglichen Abschiedsritualen des klinischen Alltags im gemeinsamen Gespräch nachgegangen werden. Im Fokus stehen insbesondere, aber nicht ausschließlich folgende Fragen:
• Inwiefern erlaubt der klinische Alltag, sich von verstorbenen Patient*innen zu verabschieden?
• Welche Abschiedsformen (z.B. Rituale, Konventionen, SOPs) existieren in der Praxis bereits, z.B. auf Intensivstationen?
• Wie werden diese Abschiedsrituale vom klinischen Team wahrgenommen – also genutzt, aber auch empfunden?
• Welche Belastung spüren die betroffenen Mitarbeitenden, wenn Verabschiedungen nicht möglich sind?
• Welche Bedeutung haben hierbei kulturelle oder religiöse Überzeugungen? Inwiefern prägen sie klinische Abschiedsrituale und wie spielen sie in den individuellen Umgang mit verstorbenen Patient*innen hinein?
• Welche Möglichkeiten der Selbstfürsorge bestehen für Ärzt*innen und Pflegefachpersonen im Kontext des Todes?
• Welche äußere Unterstützung erhält das klinische Team im Umgang mit dem Tod (z.B. Seelsorge, Betriebsarzt, MAV)?
• Wie sähe eine ideale Form des klinischen Abschieds von verstorbenen Patient*innen aus?
Der Praxis-Workshop legt Wert auf das interdisziplinäre Gespräch. Interesse besteht vor allem an Impulsen von Ärzt*innen und Pflegefachpersonen sowie Mitarbeiter*innen der Seelsorge, Psychologie, Theologie und Medizinethik. Um ausreichend Zeit für den gemeinsamen Austausch zu ermöglichen, stehen für jeden Beitrag 25 Minuten zur Verfügung (10 Minuten Vortrag + 15 Minuten Diskussion). Auch Diskussionsteilnehmer*innen ohne eigenen Vortrag sind herzlich willkommen.
Bitte richten Sie Ihren Beitragsvorschlag (max. 250 Wörter) samt Kurzvita (ggfs. mit ausgewählten Publikationen) und Anmeldungen für eine Teilnahme ohne eigenen Vortrag sowie Rückfragen aller Art bis 27. Februar 2022 an kfuer@sas.upenn.edu und elsa.romfeld@medma.uni-heidelberg.de.
Kontakt:
elsa.romfeld@medma.uni-heidelberg.de
Schlagworte: Arzt-Patient-Verhältnis, Lebensende, Pfleger-Patient-Verhältnis